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Verfasserin: Emily Essl 

Für Oliver Marks und seine Freund*innen ist Theater ihr Leben. An der Dellecher Kunsthochschule in den USA verbringen sie jede freie Minute damit, das Werk Shakespeares zu leben, zu atmen und in ihren Rollen ganz und gar aufzugehen – bis schließlich die Grenze zwischen Charakter und Realität verschwimmt und Shakespeares Dramen ins echte Leben überschwappen.  

Als im Abschlussjahr die Besetzung der Rollen geändert wird, entflammen Konkurrenzkampf und Rivalität, bis schließlich ein Mitglied ihrer Clique tot aufgefunden wird. Die übrigen müssen sich ihrer größten schauspielerischen Herausforderung bis jetzt stellen: Die Welt überzeugen, dass sie unschuldig sind. 

Nachdem er gerade zehn Jahre für vermuteten Mord im Gefängnis verbracht hat, blickt der Ich-Erzähler Oliver auf seine Vergangenheit zurück und erzählt die Wahrheit über seine Zeit an Dellecher voller Freundschaft, Tragödie, Theater und Tod. 

Als Dark Academia Mystery und Thriller hat mich M. L. Rios Roman wirklich gefesselt, obwohl die Grundidee des Buches keine neue ist. So erinnert sie beispielsweise stark an The Secret History von Donna Tartt. Die Handlung von If We Were Villains ist sehr mitreißend, wenn auch etwas langatmig. Das Ende ist so tragisch, wie man es sich von dem Genre erwartet. Typisch für Dark Academia sind außerdem die nicht gerade sympathischen, aber sehr menschlichen und lebendig beschriebenen Charaktere. Generell hat mich vor allem der fast schon lyrische Schreibstil, der gut zu lesen ist, überzeugt. 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass If We Were Villains zwar nichts komplett Neues ist, aber durch eine interessante Grundidee sowie Handlung moralisch fragwürdige Charaktere und einen poetischen Schreibstil seinem Genre und Shakespeare gerecht wird. Bis auf einige Punkte — wie der unpassende Umgang mit Essstörungen an einer Stelle des Buches — ist Rio ein Roman gelungen, den ich allen Dark-Academia-Enthusiast*innen empfehlen kann.  

 Trigger Warnings (Spoiler!): Tod, Mord, Drogenmissbrauch, Drogenüberdosis, Essstörungen, Depression, Selbstmord, Gewalt, Homophobie